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Einige Tage später habe ich die Kritik im Offenen Brief an VOX strukturierter formuliert und dann auch einen Artikel für artgerecht-pferd.de geschrieben mit dem Thema:
Also, wir nehmen einen „fiktiven“ Fall von einem „Problempferd“, was sich nicht satteln lässt und nehmen einmal an, die Besitzer hätten sich an mich gewandt. Was hätte ich wohl gemacht? Ich würde ja jetzt gerne sagen, dass meine erste Frage gewesen wäre: „Ist das Pferd gesund?“ Aber ich glaube, dass ich das zumindest nicht beim ersten Treffen gefragt hätte. Meine erste Frage wäre gewesen: „Wie tickt das Pferd?“ oder bei Parelli-Kennern: „Welche Horsenality hat es?“ oder noch wahrscheinlicher: Ich hätte mir das Pferd angesehen und geguckt: Hat es Angst oder ist es dominant? Selbst, wenn es dominant wäre, würde ich aber auch denken: Fluchttier ist Fluchtier und so ein Sattel muss sich doch so anfühlen, als wäre dem Pferd gerade ein Puma auf den Rücken gesprungen. Ich muss damit rechnen, dass es diesen „Puma“ durch Buckeln versucht loszuwerden und genau das soll es ja eigentlich nicht lernen. Vielleicht mit etwas Glück würde mir einfallen, dass Freddy Knie sen. mal in Bezug auf Zirkustricks gesagt hat: „Jeder Tag ein Zentimeter wird auch irgendwann zum Meter.“ Und ich würde mich fragen: „Was ist der Zentimeter beim Thema Sattel.“ Ganz einfach: Kleiner Sattel. Was ist kleiner als ein Sattel, genau ein Gurt!! Also würde ich am 1. Tag einen elastischen Gurt nehmen, am zweiten einen Longiergurt, Kindersattel, Englischsattel usw. Jedes Element würde ich so lange einsetzen, bis es fürs Pferd okay ist – vielleicht auch einfach mal den Elastikgurt in der Box anlassen, wenn es da nicht irgendwo hängen bleiben kann. Jetzt gehe ich aber mal davon aus, dass mich keiner bezahlt, wenn ich 25 Euro plus Anfahrt nehme, nur um das Pferd an einen Gurt zu gewöhnen. Deswegen würde ich nach dem Prinzip Annäherung und Rückzug mein erstes Werkzeug eher lose verschnallen und würde dann mit dem Besitzer zusammen versuchen, an der Beziehung zum Pferd zu arbeiten. Und das sind zwei wichtige Dinge: Vertrauen und Respekt. Vertrauen und Respekt gehen Hand in Hand. Bei Parelli gibt es sogar die Grundregel, dass vor dem Respekt immer das Vertrauen steht und es heißt ja auch: „Wir stellen die Beziehung an die erste Stelle.“ Sind die Besitzer fortgeschritten könnte man gleich an das Projekt gehen: „Gib dem Pferd, was es braucht und es gibt Dir, was du willst.“ Roundpenarbeit würde ich in den wenigsten Fällen machen, es sei denn das Pferd lässt sich nicht einfangen. Schon sind wir wieder beim Thema Pferdepersönlichkeit = Horsenalities gelandet. So braucht ein Right Brain Extrovert es oft, dass er Runde um Runde im Kreis galoppieren darf, um so seine Emotionen loszuwerden. Einem Left Brain Extrovert braucht man mit so etwas Stupidem gar nicht erst zu kommen und bei einem Left Brain Extrovert käme ich auch im Leben nicht auf die Idee, dieses Pferd minutenlang mit einem Pad zu traktieren, denn dann wird es sauer. Manche Trainer nennen dieses Vorgehen Aussacken, andere Desensibilisieren. Hört sich beides sehr mechanisch an und Parelli mag (glaube ich, wenn ich Inside Acces auf DVD sehe) diese Begriffe nicht. Er spricht davon dem Pferd Vertrauen zu geben: Vertrauen in den Menschen, Vertrauen in seine Umgebung und auch Vertrauen in sich selbst. Selbstvertrauen führt natürlich zu einem gewissen Maß von Dominanz. Wie kann man damit umgehen? Wir sind ja noch bei Tag 1 unseres Trainings und ich nehme jetzt einfach mal den Fall eines Schülers, der ganz neu ist im Natural Horsemanship (also der Mensch, das Pferd kennt die Sprache ja schon – ist ja seine). Beim Neuling wäre meine erste Idee, den Schülern zu zeigen, wie sie ihr Pferd auf Abstand halten können. Wenn das gut klappt, würde ich im nächsten Schritt dem Pferd beibringen stillzustehen und abzuwarten, falls es das noch nicht kann. Damit wären die Grundvoraussetzungen geschaffen, die sieben Spiele einzuführen – beim Menschen. Taucht jetzt dabei irgendein Problem mit dem Pferd auf, würde ich natürlich versuchen dies zu reparieren oder ich würde dem Kunden den Vorschlag machen, die Menschenschule mit einem von meinen Pferden zu lernen (Level 1 und Level 2). Also würde die erste Stunde einen kleinen Vortrag von mir beinhalten, der etwa so klingen würde: Wenn man diese Fähigkeiten hat und ist im Level 3, dann ist man bereit dem Pferd etwas beizubringen. Dann hat man nämlich ein paar Fähigkeiten, die Sicherheit bieten: Man steht am Ende vom Seil, das Pferd ist auf Abstand bei LOSEM SEIL und man kann aus den sieben Spielen das aussuchen, was das Pferd braucht und das ist eben sehr unterschiedlich von Pferd zu Pferd. ABER: Manche Dinge sind bei allen Pferden gleich: Es sucht den Komfort – es sucht das Neutral. Also muss es mir gelingen, solange ruhig zu sein, wie das Pferd seinen Job macht und erst dann aktiv zu werden, wenn das Pferd den Job eben nicht macht. Das Geheimnis ist, dass man das Pferd erst den Fehler machen lässt, bevor man es korrigiert. Oft sieht Reiten oder Longieren aber so auch, dass der Mensch verhindet, dass das Pferd einen Fehler macht (z.B. Richtung oder Gangart wechselt). Dann fangen wir an, dauerhaft zu treiben oder Ähnliches und das Pferd ist genervt, gestresst und es hat das Gefühl, dass es sich nicht lohnt, wenn es sich Mühe gibt. Diese erste Stunde würde so enden, dass wir den elastischen Gurt, den das Pferd ja jetzt 60 Minuten spazieren getragen hat, wieder abnehmen und einen Termin vereinbaren – wahrscheinlich eine Woche später, wo die Besitzer eine Woche lang das Pferd den Elastikgurt beim Spielen (lernen) tragen lassen. Ich denke, die Richtung ist klar, irgendwann käme der Longiergurt, dann der kleinere Sattel und dann wäre irgendwann auch der Zeitpunkt da, wo das Pferd mit Abwehr reagiert und ich denke, das wäre bei mir der Zeitpunkt, wo ich den Rücken des Pferdes abfühle, meine Osteopathin hinzurufen würde und wenn die keinen Rat wüsste, dann käme wohl auch das Röntgenbild, was ja bekanntlich Geld kostet. Ich wäre somit auch dem Kunden und seinem Geldbeutel verpflichtet und würde ihm wahrscheinlich raten: Nehme das Pferd sechs Wochen mit nach Hause, mache Hilltherapie zum Muskelaufbau und sieben Spiele (je nach Horsenality auf unterschiedliche Art) um die Freundschaft Deines Pferdes zu gewinnen und dann sehen wir weiter, weil dann erst ist das Pferd in der Lage sich mit Dingen wie dem Satteln auseinander zu setzen. Alles in allem hätte es bis hierhin um die 100 höchstens 150 Euro gekostet. Ich schaue gerade bei Parelli Connect die Folgen über ein anderes Pferd, was sich auch seit zwei Jahren nicht hat satteln lassen. Ich bin im 2. Teil und im Moment arbeitet Parelli auch mit einem Lasso um den Hals des Pferdes von einem anderen Pferd aus. Hierzu möchte ich auch etwas loswerden: Wenn Pat das macht, dann bin ich sicher, dass er weiß, was er tut und dass dieses Vorgehen auch zu einem Ergebnis führt – wahrscheinlich innerhalb der ersten Stunden. Es passt zu dem konkreten Pferd, bei anderen Pferden nutzt er andere Methoden. Ich mache das jahrelang, aber wenn ein Pferd richtig schwierig ist, dann sage ich den Leuten schon vor Beginn, dass ich, wenn ich nicht weiter weiß an einen Parelli-Instruktor oder beim Verladen an Uwe Weinzierl verweisen würde – das hat mir am Wenigsten an der Sendung gefallen. Diese Aussage am Ende: Das dauert jahrelang. Warum kann man nicht als Profi auch sagen: Wenn ICH es mache, kann es Jahre dauern, aber es gibt Leute, die in so etwas eine fundierte Ausbildung haben und da besser weiterhelfen können. Da es mir nicht darum geht, andere schlecht zu machen, sondern einfach mal den Gedanken loswerden möchte, dass nur DIE Methode die Richtige ist, die fürs Pferd funktioniert, verabschiede ich mich heute von der TV-Serie und schreibe in den nächsten Tagen einfach mal von Fällen, die mir so untergekommen sind in meiner Arbeit und wie man das lösen konnte oder manchmal auch nicht und woran es dann gelegen hat (meiner Meinung nach). Ich hoffe, es interessiert Euch, aber es gibt nicht viel Neues von 12 Oaks Ranch zu berichten außer Regen, Regen, Regen und so kann ich Euch jeden Tag doch irgendetwas bieten. Schlusssatz für heute (natürlich aus dem Parelli-Programm): Wenn eine Methode 3 x probiert wurde und es kommt nicht zumindest zu einer Verbesserung, dann macht es Sinn, eine andere auszuprobieren.