12 Oaks Ranch - Mehr als "nur" Reiten
12 Oaks Ranch - Mehr als "nur" Reiten

Der Kauf von Dienstleistungen: Worauf man Anspruch hat & worauf nicht

Ich habe viele vorbildliche Reitschüler. Das ist immer dann so, wenn Schüler echtes Interesse am Lernen haben. Bei anderen (wenn auch sehr wenigen Schülern) steht der Spaß so sehr im Vordergrund, dass ich im Unterricht gelegentlich das Gefühl habe, auf der Stelle zu treten: Wo ich immer und immer wieder dasselbe erkläre und über Jahre kaum ein Fortschritt oder ein Verstehen des Systems bemerkbar ist. Der Lernerfolg lässt manchmal auf sich warten, weil der Ehrgeiz nicht groß genug ist. Manchmal ist es aber auch so, dass Schüler es zu gut meinen mit dem Pferd. Auf dem ersten Blick sieht ein Verhätscheln des Pferdes natürlich sehr nett aus und auf Facebook werden ja auch die Gerüchte verbreitet, man könne Pferde, Hunde und Kinder ausschließlich mit positiver Verstärkung erziehen: Papier ist ja bekanntlich geduldig, aber meine ganz persönliche Erfahrung ist, dass JEDER Trainer auch gelegentlich einmal mit „negativer Verstärkung“ arbeitet: Der eine gibt es zu, der andere halt nicht. Dabei gibt es da gar nichts zu verbergen, weil die Begriffe positiv und negativ im Behaviourismus völlig wertfrei sind. Je nach Situation sind alle vier Möglichkeiten der Beeinflussung sinnvoll - auf keines der vier Elemente aus der Grafik oben sollte rigoros verzichtet werden, denn wir haben aus Sicherheitsgründen, die Pflicht unser Pferd zu erziehen. Man kann dabei nicht nur erwünschtes Verhalten (meist ja eh nur Tricks) beibringen, sondern man ist gelegentlich gezwungen, unerwünschtes Verhalten nachhaltig zu unterbinden - nicht selten muss das auch sehr schnell gehen. Im Natural Horsemanship gibt es diese 80 : 20 Regeln. 80 Prozent Lob und 20 Prozent Korrektur z.B. ABER: Die pferdegerechte (natürliche) Art zu korrigieren will gelernt sein und sie muss auch gelernt sein, wenn man das Privileg erhält, mit Pferden arbeiten zu dürfen, die erstens jemand anderem gehören (der die Regeln festlegt) und die zweitens auch ein Recht auf eine Behandlung haben, die ihrer Art entsprechen. Das und noch viel mehr können Sie bei uns lernen: Es ist eigentlich wie bei Nutella: Wo Nutella drauf steht, findet man keine Erdnussbutter. Bei uns steht einfach Natural Horsemanship drauf und es ist eben auch Natural Horsemanship drin. Das hat folgende Konsequenzen für unsere Schüler, die ja voll hinter dem System stehen dürften, sonst wären sie ja nicht bei uns:

  • Die Beziehung zum Pferd steht an der ersten Stelle, d.h. es gibt ein Gleichgewicht zwischen Respekt & Vertrauen.
  • Wir sind keine Dauernörgler, sondern wirken so fein wie möglich aufs Pferd ein. Diese feine Einwirkung steht in enger Korrelation zur so genannten "Phase 4", die wir NUR wenn nötig, aber im Rahmen des Programms möglichst selten einsetzen wollen. Dieses „Selten“ erreichen wir dadurch, dass wir in den wenigen Fällen sehr effektiv sind nach dem Motto: „Besser einmal richtig Bescheid sagen, als zum nicht ernst zu nehmenden Dauernörgler zu werden." Denn dann wäre das Pferd von seinem Menschen regelrecht genervt und das zu Recht. Pferde wissen eine klare Ansage dann zu schätzen, wenn sie danach ein so genanntes Neutral erfahren, weil sie ihren Job machen (vorausgesetzt dieser wurde verstanden). Wir halten unsere Reitschüler zwar nicht an, dass sie unsere Pferde erziehen (das machen wir gerne selbst), aber wir legen größten Wert darauf, dass die Pferde nicht verzogen werden - auch im Interesse aller anderen Reitschüler und da maßen wir uns an, die Regeln festlegen zu dürfen, weil die Pferde uns auch dann noch gehören, wenn wir sie gegen Entgelt für den Unterricht zur Verfügung stellen.
  •  Alles, was am Pferd geschieht: Satteln, Trensen, Aufsteigen, Führen, von der Weide holen etc. muss mit dem so genannten „Savvy“ ausgeführt werden – also immer auf pferdegerechte Art. Wobei pferdegerecht nicht immer ein Synonym für „immer lieb und nett“ ist. Pferdegerecht ist eben pferdegerecht – eine Sprache, die das Pferd aus seiner Herde kennt und die seiner Natur entspricht - ein "Immer-feste-druff" ist das natürlich auch nicht, hier gilt es einen durchdachten Mittelweg zu finden, den das Natural Horsemanship bietet. Eigentlich geht es vor allem um gegenseitigen Respekt und fast noch mehr um ein gutes Timing: Schnell auf das reagieren, was das Pferd macht: Wenn es einen Versuch macht, Druck wegnehmen und wenn es keinen macht, Druck aufrecht erhalten.

Was macht das System des Natural Horsemanship so besonders?

Der MENSCH muss lernen, nicht so sehr das Pferd: Der Mensch muss so viel lernen, dass selbst das Pferd denkt, dass der Mensch gut ist. Es geht also um eine niemals endende Selbstverbesserung, zu dem folgendes Zitat passt:

„Spiele mit Deinem Pferd, aber arbeite an Dir selbst.“ (Pat Parelli)

Ich weiß natürlich auch, wie gerne ein Mensch Lob hört und könnte es mir in meinem Job sehr leicht machen, indem ich alles lobe, was Reit- und Bodenarbeitsschüler so am Pferd vollbringen. Die Atmosphäre wäre immer lieb und nett und alle wären glücklich. Na ja, fast alle: Das Pferd wäre im besten Fall verwirrt und im schlechtesten Fall verängstigt oder auch gefährlich und aggressiv. Wer ein Horseman werden möchte, der benötigt Ehrgeiz. Auch ich bin ehrgeizig: Mir liegt es wirklich am Herzen, dass meine Schüler viel von mir lernen und sozusagen für ihr Geld in der Tat etwas bekommen: jede Menge Wissen und Fähigkeiten. Natürlich lobe ich auch, aber wenn ich lobe, dann ist das Lob verdient und ernst gemeint. Aber bald heißt es wieder: Auf zum nächsten Level und auf zur nächstmöglichen Qualität.

Zusammengefasst: Wir sind ein Stall für Lernwütige. Spaß für den Menschen ist wichtig, hat bei uns aber nicht die oberste Priorität. Das Pferd soll nämlich auch Spaß haben und der Mensch soll ein derart guter Leader werden, dass das Pferd sich in seiner Gegenwart sicher fühlen kann. Wenn ein Pferd seinen Menschen als „Lusche“ empfindet, dann kann es sich als Beutetier aber nicht sicher fühlen, sondern wähnt sich in Lebensgefahr. Bei sehr selbstbewussten Pferden kann es hingegen erforderlich sein, (überwiegend am Boden) auch einmal eine Entscheidung ans Pferd abzugeben, damit es sich nicht versklavt fühlt und motivierter mitarbeitet: Diese Strategie ist aber für Fortgeschrittene gedacht, denn sie hat nur dann diesen Effekt, wenn man schon so hoch in der Hierarchie der kleinen Zweier-Mensch-Pferd-Herde ist, dass man den Respekt jederzeit einfordern könnte, wenn man das denn wollte. Dies ist nur eine kleiner Ausschnitt aus dem System: In meinen Artikeln für artgerecht-pferd.de (linke Spalte oben) finden Sie mehr Hintergrundmaterial zum Natural Horsemanship wie auch in unserem Horsemanship & Reitschul-Guide.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass wir uns Zeit nehmen, unseren Bodenarbeitsschülern isbd. schwierige Aufgaben auch mehrfach zu erklären - im Gegenzug erwarten wir, dass sich die Reitschüler nach besten Kräften bemühen, das Gleichgewicht zwischen den beiden Säulen Gehorsam und Motivation zu finden. Wir helfen gerne auf diesem Weg, sind aber keineswegs bereit, ein und dieselbe einfache Sache ein Dutzend mal zu erklären oder ein Dutzend mal auf eine bestimmte Regel hinzuweisen. Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Schüler meine Anweisungen schlicht ignorieren, bin ich auch bei Menschen bereit, eine verbale Phase 4 einzusetzen, indem ich z.B. klipp und klar sage: „Pferde werden bei uns nicht hinter dem Menschen hergezogen" oder auch "Pferde werden nicht getreten, damit sie vorwärts gehen" usw. und damit auch energisch einfordere, dass die Schüler meine Regeln im Umgang mit meinen Pferden einhalten. 90 Prozent meiner Schüler akzeptieren das, aber bei zehn Prozent treffe ich auf die Erwartungshaltung, dass ich dem Menschen seinen Aufenthalt bei mir so angenehm wie möglich zu gestalte und jeden Fehler zu dulden hätte und mit Engelsgeduld wieder und wieder erkläre. Das geht nur begrenzt, denn wir haben es hier mit Lebewesen zu tun: Ein Pferd ist kein Versuchskaninchen und es gibt andere Wege des Lernens, ohne dass das Pferd überhaupt gebraucht wird: Bücher lesen, Videos schauen, Mentaltraining oder auch Simulationen ohne Pferd, die ich den Schülern ebenfalls sehr gerne zeige und besonders in den Theoriestunden im Winter ebenfalls beibringe.

Natürlich sollen sich auch die Reitschüler bei uns wohl fühlen – gar keine Frage und zahllose Gästebuch-Einträge beweisen ja, dass die Meisten das auch tun. Aber die wenigen, die unsere Regeln partout nicht akzeptieren, die z.B. immer nur bis Phase 3 gehen wollen, kosten uns Trainer eine Menge Energie und auch eine Menge Zeit, weil wir das, was am Pferd verzogen wurde ja wieder "zurück"erziehen müssen. Hier kommt das Parelli-Zitat zum Tragen, dass man besser früh wenig, als später viel machen sollte. Überspitzt gesagt: Einige wenige Reitschüler lassen den Pferden alles durchgehen, was dazu führt, dass die Phase 4 der nachfolgenden Reitschüler viel härter und bestimmter ausfallen muss, obwohl die nachfolgenden Kunden auch lieber sanft zum Pferd sein möchten - wie wir ja alle. Aber wenn nicht alle an Strang ziehen, ist das wie in der Kindererziehung: Wenn die Eltern sich in Erziehungsfragen nicht einig sind, dann laufen die Kinder aus dem Ruder. Wenn einige wenige Reitschüler die Zügel zu sehr schleifen lassen und das eine oder andere Pony sich daraufhin Frechheiten herausnimmt, fühlen wir uns vor allem unseren allerkleinsten Reitschülern verpflichtet, die auf Verlassponys reiten sollen und da müssen die größeren Reitschüler eben auch Sorge tragen, dass aus dem Verlasspony kein rotzfrecher Lümmel wird.  Rotzfreche Lümmel entstehen natürlich oft genug auch aus zu grober und ungerechter Einwirkung - also: Ums Lernen kommen Pferdemenschen einfach nicht drumherum. Nun haben wir an sich sehr gehorsame und verlässliche Pferde, die sich für uns meist große Mühe geben, aber unser Aufwand diesen Standard zu halten, sollte bei unseren recht überschaubaren Preisen ebenfalls überschaubar bleiben. Oft wird vergessen, dass im Preis nicht nur der Unterricht an sich, sondern auch das Schulen und Ausbilden der Pferde bezahlt wird - mal ganz abgesehen von allen anderen Nebenkosten wie Versicherungen, Futter etc. etc.

Wer eine Reitstunde bezahlt, erhält somit dafür angemessenen Unterricht, aber wir verkaufen nicht meine Seele, sind auch weder ein Hotel noch ein Freizeitpark, sondern es ist in der Tat eine SCHULE für Menschen, die etwas lernen wollen. Bei uns kann man vor allem eines lernen und zwar: Natural Horsemanship, das eng an das angelehnt ist, was der Begründer Pat Parelli darunter versteht. Ich bin zwar keine lizensierte Instruktorin, aber ich kenne viele Systeme und das von Parelli ist das beste Grundlagenprogramm, was es gibt. Nach dem Motto „foundation before specialisation“, ist das Horsemanship ein Fundament für alle Reitweisen, worauf im Level 4 die Spezialisierung in jegliche Richtung aufbauen soll: von der Reining über die Freiarbeit bis zum Dressurreiten.

Pat Parelli möchte, dass seine Schüler positiv und progressiv sind, worauf ich nun auch noch eingehen möchte.

Zum Stichwort „progressiv“ sei gesagt, dass der Level 1 in 3-4 Wochen absolviert werden sollte und der Level 2 in 3-4 Monaten. Viele Leute bleiben aber jahrelang in den ersten beiden Levels stecken und das ist nicht im Interesse der Pferde und langweilt diese immens. Also hat menschlicher Ehrgeiz auch eine gewisse Priorität und es bedarf eines guten Lehrers, der Fehler nicht nur sieht, sondern auch dabei behilflich ist, diese Fehler abzustellen. Manchmal sage ich dann auch energisch: „Stopp“ oder „Stick heben – Boden treffen und zwar sofort“ oder andersherum: "Stick runter" - meist mit viel Humor, aber doch deutlich und gut hörbar. Warum mache ich das so? Weil die Reaktion des Schülers einfach schnell sein MUSS. "Timing ist nicht etwas, Timing ist alles im Umgang mit dem Pferd", sagt Pat Parelli. Vielen Schülern hilft es sehr, wenn ich sie zwischendurch einmal "wecke", weil sie viel zu langsam reagieren: Es geht beim Erlernen des richtigen Timings oft genug um entscheidende Zehntelsekunden. In jeder Sekunde, die verstreicht, in der der Mensch nicht handelt, sondern darüber grübelt, was er tun könnte, denkt das Pferd: "Punkt für mich in der Rangordnungskala" und wenn das Pferd zu viele Timing-Punkte sammelt, dann wird es gefährlich für Mensch und Tier, nämlich dann, wenn das Pferd die Führung übernimmt.  Ganz klar: Beleidigungen und Anschreien haben im Reitunterricht rein gar nichts zu suchen und das gibt es bei uns auch nicht. Aber manchmal muss man einem Schüler in der Tat sagen, dass er zu langsam lernt bzw. auf der Stelle tritt. Niemand hört das gerne, aber solche Ansagen sollten als Ansporn verstanden werden und den eigenen Ehrgeiz wecken. Mir ist Ähnliches auch schon gesagt worden, aber das ist in Ordnung und auch richtig und wichtig, wenn man auf dem Weg der niemals endenden Selbstverbesserung ist und sich das eigene Pferd nicht unter der Prämisse hält, dass es nun für unser ganz persönliche Vergnügen zu sorgen habe.

Zum Stichwort „positiv“: Wo es Regeln gibt und diese Regeln auch durchgesetzt werden, entstehen gelegentlich Reibungen. Der Kunde „Reitschüler“ soll seine Dienstleistung bekommen, aber ich möchte zeitgleich Herr im eigenen Haus bleiben. Wenn es also Konflikte gibt, dann müssen die Parteien MITEINANDER reden und nicht ÜBEREINANDER. Lästereien hinter dem Rücken werden bei uns grundsätzlich nicht geduldet, denn das vergiftet die Stimmung auf der ganzen Anlage: Wer sich also mit dem von uns gelehrten Programm nicht anfreunden kann, ist wirklich besser beraten, sich eine Reitschule zu suchen, wo das angeboten wird, was der Kunde will: Wer ausschließlich Lob hören möchte, der sucht sich dann eben einen Lehrer, der nie kritisiert und nimmt dort in Kauf, dass er auch nichts lernt. Wer mit Parelli nichts anfangen kann, der erleichtert uns und sich selbst das Leben, wenn er nicht gerade Unterricht in einer Reitschule nimmt, in der Natural Horsemanship "pur" unterrichtet wird. Sollte es aber trotz grundsätzlicher Zufriedenheit einmal ein Problem oder Klärungsbedarf geben, dann halte ich es wie bei REWE: Wenn Ihnen unsere Arbeit gefällt, dann sagen Sie es ANDEREN, wenn nicht, dann sagen Sie es bitte UNS persönlich. (Unsere Regeln finden Sie übrigens in unserer Hofordnung).

Instagram

SUBSCRIBE YT-CHANNELS:

12oaksTV auf FB i. d. News

IMPRESSUM

 

Werden Sie unser Partner:

Media, PR & affiliate

Druckversion | Sitemap
*** Unser Ziel ist es eine Brücke zu schlagen, zwischen dem Turnierreiten im Westernsport und dem Natural Horsemanship: Bitte beachten Sie die Unterseiten zu unserem "Leitbild" und der "Hofordnung", die Sie beide über die Sitemap finden. *** © 12 Oaks Ranch