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Statt eines Einleitungstextes gibt es ein Einleitungsvideo - ich erzähle darin mal keinen vom Pferd, sondern einen vom Zwerg - Anekdoten von Ausritten & Reiterferien (die schlechte Qualität und den Blaulichteffekt bitte ich zu entschuldigen - es war einer meiner ersten Versuche - ich gelobe Besserung):
TREUE HERZOGIN & DER RITTER VON EIBACH:
Lange vor dem 30-jährigen Krieg lebte auf dem Schlosse Neuenberg ein mächtiger Herzog, der in allen Künsten des Rittertums bewandert und gegen andere Ritter sehr gastfrei war. Auf der Burg wurden öfters große Feste und Turniere abgehalten. Viele Edle fanen sich dazu ein. Unter den Gästen befand sich auch häufig der Ritter der nahen Burg Eibach. Dieser Ritter ward nicht ungerne gesehen, weil er ein tapferer Degen war, der sich schon manchmal im Kampfesspiel hervorgetan hatte. Die Mutter des Herzoges war eine böse Frau und voller Ränke. Sie ließ durch den fahrenden Sänger Heinrich von der Weide die junge Herzogin - ihre Schwiegertochter - bei deren Mann verdächtigen, dass sie verbotenen Umgang mit dem Ritter von Eibach habe. Der Herzog war leichtgläubig genug, der falschen und bösen Zunge Glauben zu schenken; er ließ seine Gemahlin ohne Verhör in den tiefsten Turm werfen und rief aus: "Du sollst weder bei Tag noch bei Nacht, weder allein, noch in Begleitung, auch nicht über Gras, Erde und Stein das Verließ verlassen. Wenn Du das aber vermagst, will ich Dir die Freiheit wiedergeben."
In grimmiger Wut eilte er den Burgweg hinab ins Tal. Als er nun in einem Wäldchen den Ritter von Eibach erblickte, warf er ihm seinen Speer zwischen die Rippen, dass der Unglückliche schwer verletzt zu Boden sank. Die Herzogin aber saß mutterseelenallein in ihrem engen Kerkerloch und beweinte ihr hartes und unverdientes Los. Da erschien plötzlich leise durch eine heimliche Türe der Zwergenkönig bei ihr und fragte voller Mitleid nach der Ursache ihres Jammers. Die Ärmste berichtete schluchzend ihr Elend. Der Zwergenkönig aber tröstete sie mit guten Worten und sagte seine Hilfe zu. Als nun Nacht wurde, rief er all seine kleinen Untertanen aus der Erde herbei und gab ihnen den Befehl, sie sollten eine Brücke von der Burg ins Tal bauen. Mit dem Morgengrauen war die Brücke fertig, und nun sagte der Zwergenkönig: "Trage Deinen schlafenden Gemahl auf dem Rücken und Du hast die Forderung Deines Mannes erfüllt. Du gehst weder bei Tag noch bei Nacht, sondern beim Morgengrauen über die Brücke, also weder über Gras, Erde oder Stein; du gehst nicht allein oder mit einem Fremden, sondern in Begleitung Deines Mannes hinab."
Die Herzogin befolgte den Rat des Zwerges und kam mit ihrer Last glücklich ins Tal, wo der Gemahl erwachte und die Unschuld seiner Frau erfuhr. Kurz entschlossen eilte er zur Burg zurück und zwang die böse Mutter, sofort den falschen Sänger auf ihrem Rücken über die Brücke ins Tal zu tragen. Als sie aber mitten auf der Brücke waren, brachen die flinken Zwerge sie an beiden Enden hurtig ab, sodaß sie zusammenstürzte und die beiden Bösewichter unter sich begrub. Der Ritter von Eibach erholte sich von seiner schweren Wunde und wurde der treueste Freund des Herzogpaares.
Von den vielen vergeblichen Versuchen die Schätze des Neuenberges zu heben, sind uns zwei Begebenheiten überliefert. Vor Jahren ging wieder ein Mann aus Scheel auf die Suche und stieß bei seinem Vorhaben auf eine große Steinplatte. Aber er fand darunter nur losen Sand und die Gebeine eines Menschen. Schnell holte er im Dorf Hilfe herbei, als die aber eintraf, war das Gerippe bereits zu Staub zerfallen.
Einst suchte auch ein Mann aus dem Dörfchen Olpe zwei seiner Freunde aus Remscheid in den Trümmern auf dem Neuenberg nach Gold und Geldeswert. In dunkler Mitternachtsstunde gingen sie ans Werk und beim spärlichen Schein eines geweihten Lichtes hofften sie den Schatz zu finden. Der Mann aus Olpe rief in beschwörendem Ton: "Satan, ich befehle Dir, gib das Gold heraus." Aber eine dumpfe Stimme gab zur Antwort: "Ihr habt es nicht verdient." Der Beschwörer rief noch mehrmals, erhielt aber stets dieselbe Abweisung, die letztendlich von einem Donnerkrachen begleitet war. Da waren denn nun die ersehnten Reichtümer 20 Klafter tief in die Erde gefallen und niemand weiß, wann die Stunde kommen wird, sie zu heben.
Ein junges Elternpaar des Dorfes Scheel hatte einst die Zwerge des Neuenberges erzürnt. Dafür stahlen diese in Abwesenheit der Eltern deren eben geborenes Kind aus der Wiege und legten an dessen Stelle einen Zwerg hinein. Solche falschen Kinder nennt man Wechselbalg. Trotz bester Pflege wollte nun dieser Wechselbalg nicht gedeihen und wurde auch nicht größer. Darum gelobten die sorgenvollen Eltern eine Wallfahrt nach dem Kloster Marienheide, um dort für ihr armes Kind zu beten und zu bitten. Sie mußten aber an der Zwergenhöhle des Neuenberges vorbei. Dort sprang nun das Kind der überraschten Mutter vom Arme, stellte sich keck auf und rief: "Ich bin so alt wie der Duisburger Wald, siebenmal gemollt und siebenmal gekollt und doch wieder bewachsen mit Mühlenachsen. Ihr wollt mich tragen nach Marienhagen, dass ich einen besseren Wuchs soll haben." Damit lief der kleine Kerl hurtig in den Eingang der Zwergenhöhle und ward nie mehr gesehen. Es ist nicht bekannt geworden, ob die Eltern ihr richtiges Kind je zurück bekommen haben.
In einer Höhle des Neuenberges lebten ehedem kleine, graue Zwerge, ein lustiges und harmloses Völklein. Die Bewohner des Dorfes Scheel liehen sich zur Herbsteszeit, wenn das Obst reif war, einen großen Krautkessel bei ihnen und kochten darin ihr Kraut. Am nächsten Morgen setzen sie den Kessel wieder vor die Höhle und legten als Lohn für das Leihen einen großen Weizenwecken hinein. Einmal hat ein Knecht, der den Kessel zurückbringen sollte, den Wecken selbst gegessen und den Kessel arg verunreinigt. Seit dem Tag haben die Zwerge, ob dieser Untat sehr erbost, den Scheelern keine Krautkessel mehr geliehen.
Von den vielen guten Taten der Zwerge für die Bewohner Scheels ist uns eine Geschichte überliefert.
In dem Tal unterhalb des Neuenberges wohnte von alters her eine arme Witwe in einer elenden, verfallenen Hütte, die nur notdürftig gegen Sturm und Regen schützte. Sie war Mutter von sieben unerzogenen Kindern, das einzige Gut, dass ihr verstorbener Gatte ihr hinterlassen hatte. Zwar prangten die benachbarten Felder mit herrlichem Getreide, das Tal, von einem kristallhellen Bächlein durchrieselt, mit fruchtbaren Wiesen, die Berge mit grünen Wäldern; aber diese Herrlichkeiten gehörten dem Herrn, der drüben die Burg bewohnte, und sie selbst hatte außer ihrer Hütte nichts, als die Sorge um ihre Kinder. Doch vertraute sie auf Gott, dass er die Not der Witwen lindert und die Tränen der Weisen trocknet, und strebte unablässig, den Hunger der lieben Kleinen zu stillen. So wollte sie auch einst eine Gerstensuppe bereiten, und da es ihr an Holz fehlte, dieselbe zu kochen, ging sie hinaus in den Wald, der unter der Burg und um den ganzen Berg sich wand, um dürres Reisig zu sammeln. Sie begann ihr mühsames Geschäft, unbekümmert um die Dornen, welche ihre entblößten Arme blutig ritzten, nicht achtend der Sonnenstrahlen und der drückenden Hitze, aber wie sehr sie sich auch bemühte, wie sorgsam sie jedes dürre Zweiglein abbrach und in ihren Korb legte, so wollte sich derselbe doch nicht füllen. Ja, es war als habe Gott ihr das Augenlicht genommen, damit sie dicken, trockenen Äste nicht sehen solle, welche rings von den Bäumen herabhingen. Doch sie verzagte nicht, obwohl Hunger und Durst, notdürftig mit Waldbeeren gestillt, sie quälte, denn sie gedachte der hungernden Kindlein in der Hütte. Aber als allmählich ihre letzten Kräfte schwanden, als Stunde um Stunde verrann und der goldene Schein der untergehenden Abendsonne nur eben noch die höchsten Spitzen der Berge beleuchtete, da entfiel ihr der Mut, und sie setzte sich unter einen Felsen auf den Stumpf einer vom Blitze zerschmetterten Eiche und weinte bitterlich über ihr trauriges Schicksal. Plötzlich stand einer der Zwerge vor ihr, welche in den Höhlen des Berges hausten. Die Frau war anfangs erschrocken, aber als der Kleine sie freundlich fragte, was ihr fehlte, fasste sie Mut und erzählte ihre unglückliche, verlassene Lage. „So will ich dir helfen, dein Körblein zu füllen“, antwortete der Zwerg und alsbald pfiff er auf einer Flöte von Elfenbein mit Gold ausgelegt, so gewaltig, dass Berg und Tal widerhallten. Da erschien eine Menge anderer Zwerge, und auf den Wink ihres Meisters begannen sie so tüchtig zu sammeln und zu brechen, dass der Korb in wenigen Augenblicken gefüllt war. Währenddessen wurde die arme Witwe in eine Höhle geführt, die sie bisher nicht gesehen hatte und reichlich mit Speise und Trank gelabt. Herrlich aber war es in der Höhle, an den Wänden flimmerte es wie Gold und Silber und die Tische und Stühle glänzten wie Diamanten. Aber die Frau betrachtete nur flüchtig diese Herrlichkeiten, denn gedachte der Kinder, die sie in der Hütte zurück gelassen hatte. Daher bedankte sie sich recht herzlich bei den freundlichen Zwergen und kehrte mit ihrem Korbe nach Hause zurück, im Stillen bedauernd, dass die Kinder den ganzen Tag hatten hungern müssen. Wie erstaunte sie aber, als diese ihr fröhlich entgegen sprangen, nichts anders, als seien Fülle und Wohlleben bei ihnen eingekehrt, und als sie hörte, ein kleiner freundlicher Mann sei in der Hütte gewesen und habe ihnen Milch und weiße, feine Semmeln gebracht, da weinte sie Freudentränen und konnte vor Rührung kaum sprechen. Die Kinder schütteten den Korb um, doch – oh Wunder! - nur blankes lauteres Gold blitze ihnen entgegen, und von Reisig war auch nicht die Spur zu sehen. So hatte nun alle Not ein Ende und die Mutter dankte bis zu ihrem Tode dem gütigen Zwerge.
Die hier wiedergegebenen Sagen stammen aus dem Buch "Scheel - ein bergisches Dorf", das 1987 vom Bürgerverein Scheel e.V. von der Druckerei Siebel herausgegeben wurde.