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Meinen ersten Parelli-Kurs habe ich bei Silke Vallentin gemacht und war sehr beeindruckt. Ein Satz ist mir über all die Jahre erinnerlich geblieben:
Silke sprach von einem Italiener und sagte: "Der kriegt alle Pferde kirre, ich hingegen bekomme alle Pferde ruhig", und das ist wirklich so. Beeindruckend ist natürlich immer wieder, dass sie dieses Ruhig-Bekommen schafft, ohne dass man sieht, wie sie es macht. Es ist eine mentale Verbindung, die gar nicht so viel Körpersprache benötigt, wie man im ersten Moment denkt. Die Pferde reagieren offenbar auf ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihre Ruhe und versuchen ihr zu gefallen. Und das obwohl es Kurspferde sind, nicht irgendwelche über Jahre dressierte Showpferde. Silke kommuniziert mit ihrem Bauchnabel, zieht ihn ein oder drückt ihn raus - fürs menschliche Auge unsichtbar, aber für jedes Pferd sofort verständlich: Es wird energetisch angesaugt oder weggeschoben. (Übrigens: Silke Vallentin ist auch eine Trainerin des Mustang Makeover Germany)
Nach dem Kurs damals haben wir mit ihr noch im Stübchen gesessen und sie hat Gitarre gespielt und so gefühlvoll und schön gesungen, dass ich mir zwischendurch das Pipi aus den Augen wischen musste. Obwohl ich nach meinen beiden allerersten Parellikursen so fasziniert von Silke Vallentin war (u.a. habe ich im Anschluß an den Kurs von ihr gelernt, wie man Pferden den Spanischen Schritt beibringt), habe ich mich mir auch einmal andere Instruktoren angesehen und nun lange keine Parelli-Kurse mehr besucht, war vielleicht vor zwei Jahren auch etwas arrogant, als ich bei mir dachte: "Ich kann schon so viel und wenn ich einen Kurs besuche, dann wird ja doch immer nur der Level 1 und 2 wiederholt".
Seit wir vor zwei Jahren auf einem Level-4-beyond-Kurs bei Pat Parelli in Florida waren, habe ich also keinen Kurs mehr besucht, sondern mich nur noch in der Spezialisierung mit unserem Reining-Trainer Elias Ernst verbessert. Aber eine innere Stimme hat damals schon gesagt, dass bei Parelli noch so viel mehr für mich und meine Pferde zu entdecken gibt. Und gerade Silkes neues Buch hat mich magisch angezogen, ich habe dem Erscheinungstermin entgegen gefiebert und mir ein Herz gefasst und die Lektorin Karin Schöpke gefragt, ob ich es rezensieren darf und ich erhielt tatsächlich ein Rezensionsexemplar (danke dafür). Und dann endlich war es da. In folgendem Video könnt ihr mit mir zusammen einen Blick ins Buch werfen - ganz authentisch ist es auch mein "erstes Mal" gewesen.
Jetzt weiß ich auch, warum dieses Buch, das in social community schon als "Bibel des Natural Horsemanship" gehandelt wird, mich so magisch angezogen hat, denn der oft gehörte Vorwurf, dass die Pferde im Horsemanship nicht gymnastiert würden, wird im Buch schnell ausgeräumt. Im Gegensatz zu manchen anderen Instruktoren lehrt Silke Vallentin schon dem Anfänger, dass das Pferd den Menschen spiegeln soll: Macht der Mensch den Rücken rund, geht das Pferd von sich aus in die Dehnungshaltung; richtet der Mensch sich auf, dann spiegelt das Pferd auch das und nimmt den Kopf in Aufrichtung (vertikale Biegung).
Silke hat viel Erfahrung im Pferdetraining - ganze 30 Jahre lang und hat das Parelli-System in manchen Punkten sogar weiterentwickelt. So wurden die Mini-Releases von Silke entwickelt. Mini-Release heißt nicht nur, dass der Mensch zu Phase 1 zurückkehrt, wenn das Pferd sich bemüht. Wenn beispielsweise unser Stick unter den Bauch des Pferdes gleitet, um die Haltung des Pferdes zu verbessern, wird der Stick in dem Moment passiv, wo das Pferd einen ersten positiven Reflex zeigt und gleitet zu Boden. Auch das Stellen vom Boden lernt man bei Silke schon im allerersten Kurs, indem man den Biegereflex am Halsansatz der Pferdes auslöst: Zu Beginn durch Handauflegen. Später muss man nur noch zeigen: Faszinierend. Pat Parelli hat uns ja in Florida schon erklärt, dass es auf die Reihenfolge der Übungen ankommt, aber jetzt, wo ich das Buch lese, fällt bei mir erst der Groschen.
Ich bin ja eigentlich ein Mensch, der selbst Lehrbücher an einem Wochenende verschlingt, aber bei diesem Buch ging das einfach nicht. Mein Kopf hat pro Abend nur ein Kapitel verkraftet, vieles war so neu für mich und ich bin ja weiß Gott kein Anfänger im Westernreiten und wir haben schon mehreren Pferden das Drehen bis zur Turnierreife beigebracht; ich hätte mir dennoch niemals träumen lassen, dass man nach all den Jahren intensivem Parelli-Studium noch so viel lernen kann - schon gar nicht übers Westernpferdetraining, aber ich könnte mich in den Hintern beißen, dass ich die allererste Vorübung zum Spin erst durch Silkes Buch erlerne und es ist so einfach: Man muss erst mal nur den Pivotfuss (der, der steht) durch gezieltes Rückwärtsrichten unter dem Pferdebauch positionieren, damit ein Spin auf dem inneren Bein draus wird - gewusst wie.
Das war zu einfach und man kann es meinem Jungpferd nicht verdenken, dass sie anfangs keine Lust auf den Spin hatte. Unsere Queenie hat offenbar all die Jahre gewusst, dass da noch eine Übung fehlt. Es braucht mir niemand zu erzählen, dass das Pferd all die Pferdebücher nicht gelesen hat - Queenie kennt sie nämlich offensichtlich alle und wird jedes Mal stinksauer, wenn wir eine Zwischenübung auslassen. Aber meinem ersten Ärger über meinen kleinen Faux-Pas folgte die Faszination auf dem Fuße: Ich bin alsbald eingetaucht in eine Zauberwelt von Horsemanship-Träumen beim Lesen dieses Buches. Es gibt so viel, was ich mit meinen Pferden noch Neues erlernen kann. Und vom Timing einfach perfekt, denn gerade im letzten Jahr hatte ich gelegentlich das Gefühl, dass ich immer und immer wieder dasselbe mache, wenn ich mit meinem Pony Cisco spiele und nicht weiß, was ich ihm noch beibringen kann (außer die fliegenden Wechsel).
Das Buch hat mich noch mal dran erinnert: Auch auf hohem Niveau können sieben Spielen zu sieben Torturen werden, wenn man sie immer gleich abspult und weder Fortschritt noch Fantasie dem Spiel die rechte Würze geben. Ich hatte aber die Lust verloren, Kurse zu besuchen oder Horsemanship-Bücher zu lesen, denn mir ging es langsam ähnlich wie dem Pferd: "Immer die gleiche Leier, immer die gleichen Übungen" - egal welchen Kurs ich besucht hatte. Andererseits habe ich die Faszination am Horsemanship nie wirklich verloren, deswegen ist dieses Buch von Silke Vallentin im Moment die Antwort auf all meine Fragen, denn jetzt weiß ich, warum mein Cisco beim fliegenden Wechsel nur vorne wechselt, aber hinten nicht: Gymnastizieren kann man nämlich auch vom Boden aus - und wie: Ich schlackere seit Tagen nur noch mit den Ohren, was alles möglich ist. Silke hat mich noch mal daran erinnert, dass man wenn man den fliegenden Wechsel arbeitet an allen möglichen Dingen arbeitet, nur nicht am fliegenden Wechsel. Das kenne ich ja auch vom Westernreiten, wo der Wechsel ebenfalls über Travers, Renvers und Außengalopp erarbeitet wird. Aber es gibt noch so viel mehr Zutaten, die man nicht nur am Boden erarbeiten kann, sondern sogar am Boden erarbeiten sollte: Tritte verkürzen und verlängern, Zirkel verkleinern und vergrößern, einfache Wechsel und die Mutter aller Übungen ist natürlich das Positoinieren der Kruppe und das dann auch noch im richtigen Moment. Nicht zu vergessen ist hierbei auch der mentale Aspekt: Auch wenn Cisco mir auf der Weide entgegen kommt - ob er bei der Galopparbeit bei mir sein will, ist die große Frage. Er mag Galopp nicht und jetzt ist es mein Job ihn dafür zu begeistern, denn Kreuzgalopp (wenn auch nur nach dem Wechsel) kann auch Unwillen ausdrücken.
Ich habe das Buch gerade zuende gelesen und weiß jetzt schon: Das muss ich ein zweites Mal lesen, um die enthaltenen 450 Übungen mit 600 Abbildungen zu verinnerlichen und nachzuvollziehen. Insbesondere die Systematik der Übungen darf man nicht unterschätzen: Eins baut aufs Andere auf und es ist bis ins kleinste Detail durchdacht, aber dennoch geht es auf die unterschiedlichen Pferdepersönlichkeiten ein und folgt keinem starren Schema F, sondern nach der Grundausbildung eine große Flexibilität pro Pferd. Im Kapitel über Parellis Yoyo-Game werden z.B. fünf Wege gezeigt werden, wie man die Piaffe erarbeiten kann und drei für die Passage.
Wer aber jetzt denkt, es sei ein Buch, das nur für Fortgeschrittene geeignet ist, der irrt gewaltig. Denn die Autorin hat es genial gelöst über unterschiedlich farbig Pferdchen als Symbole neben den Übungen, dass sowohl der Neuling als auch der alte Hase sich sofort zurecht finden. Das rote Pferdchen repräsentiert Aufgaben oder besser Spiele für den blutigen Anfänger, das blaue Pferd ist für Einsteiger geeignet, das grüne Pferdchen für Fortgeschrittene, das schwarze für Könner und weil es ja um niemals endende Selbstverbesserung geht im Natural Horsemanship gibt es auch noch ein goldenes Pferdchen, denn besser und schwieriger geht immer. Und auch, wenn ich von mir sagen würde, dass ich etwa 80 Prozent der roten, blauen und grünen Pferdchen wohl abhaken kann, so hinterlässt das Buch dennoch auch bei mir das Gefühl, dass ich jahrelang mit den schwarzen Pferdchen beschäftigt sein werde und die golden wirken im Moment so was von unerreichbar für mich. Egal, es macht einfach Spaß, hehre Ziele zu haben. Es gibt dem ganzen einen Zweck - noch etwas, was im Buch sehr anschaulich erklärt wird: Auch Pferde lernen leichter, wenn sie einen Sinn in den Übungen sehen.
Ich hatte ja schon angekündigt, dass sich ein Kreis schließt, denn ich habe mich vor Jahren vielleicht nicht falsch entschieden, aber ein wenig das Gleichgewicht aus den Augen verloren, denn jetzt, wo ich an meinem Level 4 bastel, merke ich das mir genau das fehlt, was ich bei Silke Vallentin hätte lernen können: Exzellente Bodenarbeit auf höchstem Niveau.
Meine Auditions (das sind Video-Prüfungen bei Parelli) haben mich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Die beiden Reitprüfungen habe ich bestanden, aber am Boden hapert es an Dingen wie Biegung und Begeisterung der Pferde - zumindest für den Galopp. Queenie und Cisco sind so genannte Left Brain Introverts - Pferdepersönlichkeitstypen (Horsenalitys) nach Parelli, die sich eher ungerne bewegen und wenn dann langsam. Aber - wie man in Silkes Buch liest, kann man die Motivation auch bei diesen Pferden herauskitzeln, wenn man dem Pferd eine Frage beantwortet, die so ein LBI gerne stellt: "Und was springt für mich dabei heraus?" Bei mir wohl nicht genug, denn sowohl Online (am Lasso und an der Doppellonge) als auch Liberty (Freiheitsdressur), hat es für den Level 4 für uns noch nicht gereicht (mir wurde allerdings versichert, dass dies nicht ungewöhnlich ist, weil es der höchste über Auditions prüfbare Level ist). Ich war nah dran: Ein Drittel ist Level 4 oder auch mal "+"und zwei Drittel wurden mit 3++ bewertet - das heißt so viel wie: "Knapp vorbei ist auch vorbei."
Nicolas Level 4 bei Parelli mit Fancy, Queenie & Cisco https://t.co/4wSzR8inRF via @YouTube
— Nicola Steiner (@TwelveOaksRanch) 15. April 2017
Und warum hat es nicht geklappt? Weil ich zu wenig an der Gymnastizierung am Boden gearbeitet habe. Klar weiß ich wohl, dass auch die emotionale und mentale Versammlung unverzichtbar ist und dass man Pferde auch gymnastiziert, wenn man sie am langen Zügel reitet und sie durch die innere Entspannung in die äußere Dehnungshaltung finden. Aber wenn es um Seitengänge ging habe ich bisher immer gesagt: "Na, DIE mache ich unterm Sattel." Schwierig wird es spätestens dann, wenn man seinen Bodenarbeitsteil mit einem Pferdchen absolvieren will, das man aus gewichtigen Gründen selbst nicht reiten kann. Ich hatte in Florida schon Pat gefragt, wie man einen nicht durchgesprungenen Wechsel verbesseren kann, wenn man sein Ponychen nicht reitet und er hat "Zone 5 Driving" geantwortet. Das heißt aber nicht nur, dass man hinter dem Pferd herrennt mit zwei Longen bzw. featherlines in der Hand. Weit gefehlt, es sind Seitengänge, Piaffen oder Pirouetten gemeint. Und das ist nur das Endprodukt, es gibt unzählige Vorübungen und die werden alle in zahlreichen Bildern in Silke Vallentins Buch erklärt. Eigentlich ist es ja wie beim Reiten: Wer fliegend wechseln will, muss an den Zutaten arbeiten. Und das ist am Boden nicht anders. Cisco, Queenie und ich haben diesen Sommer viel vor, denn die zwei sind meine Pferde und ich möchte mit Cisco Liberty und mit Queenie online machen. (Das Pferd mit dem ich das Reiten absolviert habe, unsere Fancy, ist leider krank und wird den Sommer über nur leicht gearbeitet). Ich habe mir vorgenommen, hin und wieder unsere Ausschnitte zu filmen. Ihr findet sie dann in dieser Playlist:
Mit Horsemanship zur Hohen Schule - wir versuchen uns in Silke Vallentin... https://t.co/lbetxIKQlV via @YouTube
— Nicola Steiner (@TwelveOaksRanch) 15. April 2017
Fasziniert hat mich übrigens auch der umfangreiche Anhang im Buch: Stichwortverzeichnis, Fachbegriff-Erklärungen, und, und, und - die Autorin hat keine Mühen gescheut. Am Anfang gibt es eine Bedienungsanleitung fürs Buch, wo u.a. steht: "Werde und bleibe kreativ, denke Dir eigene Spiele aus! Lerne, noch besser zu beobachten und kleinste Fortschritte wahrzunehmen, aber traue Dich auch, Fehler zu machen. Niemand ist perfekt, und die Fehler bringen Dich weiter, helfen Dir in Deiner Entwicklung ... "Aber als ich gelesen habe, dass Silke einen erwachsenen Sohn hat und dieser auch noch Janek heißt (meiner heißt Janik) und dann bei der Beschreibung der Lektorin Karin Schöpke gelesen habe, dass Silke und Karin nächtelang über das Gesetz der Anziehung diskutieren (siehe auch mein THEMENMONAT im Blog), ja da dachte ich: Ich bin goldrichtig und da ich ja in diesem großen BLOG geschrieben habe, dass mein nächster Kurs bei Berni Zambail sein wird, wird dann eben der übernächste bei Silke Vallentin sein, denn von Büchern alleine kann man viel, aber nicht alles lernen und wenn ich jetzt den Sommer über all die Übungen aus dem Buch mit Cisco und Queenie ausprobiere, dann wünsche ich mir, dass Silke höchstpersönlich mir sagt, wie gut ich die Lerninhalte aus ihrem Buch umgesetzt habe und was ich verbessern sollte - also am Tag "X", wenn ich irgendwann die vielen, vielen Übungen ausprobiert habe - und bei der Vielzahl denke ich: Da wird Herbst oder Winter drüber. Trotzdem kann ich es kaum erwarten, bis Silkes zweites Buch erscheint, denn in dem geht es u.a. um Zirkuslektionen. Eine kleine Vorschau zum zweiten Buch gab es ja schon im Ersten und zwar zum Spanischen Schritt.
Wenn ihr Silkes Buch schon kennt oder solche Leseratten seid wie ich und Euch weiter mit dem Horsemanship befassen wollt, empfehle ich Euch meine eigenen Bücher:
Was fällt mir ein Stein vom Herzen, dass es bei ihrem und meinem Buch gar nicht so viele Dopplungen gibt: Ich habe zwar bei Weitem nicht so viele Anleitungsfotoserien im Buch wie Silke, aber dafür erzähle ich ja immer gerne Märchen: Also habe ich beispielsweise die Sache mit den Pferdepersönlichkeitstypen, die Silke Vallentin als Horsenalitys erklärt, in kleine Geschichten und Anekdoten gepackt. Da nur der fünfte Teil meines Buches sich explizit damit auseinander setzt, wie man das Westernreiten mit dem Natural Horsemanship verbinden kann, ist es auch für Nicht-Westernreiter interessant. Es geht in einem von sieben Buchteilen übrigens auch um Gymnastizierung, aber ich habe dies weniger mit Übungen erklärt, sondern vielmehr aus biomechanischer Sicht beleuchtet, indem ich auch Experten zu Wort kommen ließ, die nicht aus dem Natural Horsemanship kommen. Eine Leseprobe gibt es bei Books on Demand oder Amazon - Links zu meinen Rezensionen mit Hintergrundgeschichten findet ihr auf der Hauptseite der BUCHTIPPS.