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Die aktuelle Diskussion über die Sendung „Die Pferdeprofis“, wie auch in einem Artikel in der aktuellen Reiter Revue (2015/03) aufgriffen, hat mich dazu gebracht mal genauer darüber nachzudenken, was einen guten Trainer eigentlich ausmacht.
Da es sich bei einem Pferd um ein fühlendes Lebewesen handelt, bin ich ganz und gar nicht der Meinung, dass jeder das so machen sollte, wie er denkt. Was in Deutschland fehlt, sind Standards, die allgemein verbindlich sind. Wer Pferde ausbilden oder korrigieren möchte, sollte dafür eine Mindestqualifikation vorweisen können und von Dritten darin geprüft worden sein. Denn für das Fluchttier Pferd ist es mehr als wichtig, dass es eine Ausbildung erfährt, in der jede Aufgabe gut verstanden wird und das Pferd dabei keine Angst haben muss.
Artgerecht ist aber nicht mit dem symbolischen Wattebällchen-Werfen gleichzusetzen. Schon gar nicht bei einem Tier, dessen Natur es ist, in einer Rangordnung zu leben – ganz ohne basisdemokratische Teamentscheidungen. Doch ist diese Tatsache kein Freibrief für sinnlose Grobheiten gegenüber dem Pferd.
Unumstritten dürfte sein, dass für die Ausbildung eines jungen Pferdes oder die Korrektur eines älteren Pferdes viel Feingefühl und Erfahrung erforderlich sind. Doch damit allein darf es nicht getan sein, denn wer würde sein Auto schon einem Automechaniker vertrauen, der sich allein auf sein Feingefühl und seine Erfahrung beruft? In Deutschland darf sich aber jeder Pferdetrainer oder Reitlehrer nennen, egal welche Vorbildung er hat – sogar dann, wenn er überhaupt gar keine Vorbildung hat. Für diese Berufsbezeichnung bedarf es aus Sicht des Gesetzgebers keinerlei Qualifikation oder Prüfung. Es gibt natürlich schon Trainer, die eine Trainer-Lizenz haben, aber es gibt auch viele, die so erfolgreich auf Turnieren sind, dass niemand mehr nach so einer Trainer-Lizenz fragt. Denn wer gegen die Besten der Besten besteht, der kann etwas und das wurde von einer dritten Person geprüft – hier dem Richter.
Es gibt aber auch Trainer, die sagen, dass sie ganz bewusst keine Turniere reiten, weil sie das, was sie auf Turnieren sehen, nicht unterstützen wollen. Eine Alternative könnte zwar sein, mit gutem Beispiel voran zu gehen und es besser zu machen; doch ich frage mich ehrlich gesagt, was genau diese Trainer gesehen haben wollen, denn ich sehe auf (Western-) Turnieren eher eine richtig starke Konkurrenz: Nämlich Reiter, die ihre Pferde meist mit unsichtbaren Hilfen lenken und das oft genug sogar bei sehr anspruchsvollen Manövern. Klar sieht man auch gelegentlich (wie ich finde: eher selten) grobe Reiter, aber meine Erfahrung in Deutschland (in der EWU) ist, dass diese groben Reiter entweder disqualifiziert werden oder zumindest nicht platziert sind. Deswegen muss ich ganz ehrlich sagen: Wenn ein Trainer sagt, dass er bewusst keine Turniere reitet, weil er das, was man da sieht, nicht unterstützen will, bin ich schon ein bisschen misstrauisch – besonders wenn sämtlichen Turnierpferden auch noch stimmungsmachend tote Augen unterstellt werden.
Das Tote-Augen-Argument ist aufgrund seines hohen Gehaltes an Emotionen hervorragend geeignet, um konkurrierende Trainer auszuschalten, besonders die erfolgreichen.
Freizeitreiter haben aber in der Tat andere Bedürfnisse als Turnierreiter und das ist ja auch in Ordnung. Ihnen geht es mehr um die eigene Beziehung zum Pferd. Der Erfolg dabei ist, dass ihr Pferd sich z.B. beim Geländeritt einfach brav und zuverlässig benimmt. Den anspruchsvollen Freizeitreiter interessiert vielleicht auch noch die Gesunderhaltung bzw. Gymnastizierung des eigenen Vierbeiners, wo er beim Turniertrainer nicht einmal schlecht aufgehoben ist. Doch der große Teil der Freizeitreiter sieht sich im breiten Feld der (Natural) Horsemanship- oder der so genannten Problempferdetrainer um, die sich oft damit rühmen, dass die Pferde ihre besten und oft genug sogar einzigen Lehrer gewesen sind. Was auf den ersten Blick so schön und harmonisch klingt, ist aber auch wieder etwas, wo bei mir sämtliche Alarmglocken leise klingeln, denn Pferde sind keine Versuchskaninchen. Auch der Begriff „Problempferd“ impliziert schon, dass das Problem nicht beim Menschen, sondern beim Pferd zu suchen ist. Auch wird der falsche Anschein erweckt, die allermeisten Pferde würden sich immer und jederzeit vorbildlich benehmen, was ich in der realen Welt so nicht erlebe – ganz und gar nicht. Die meisten Pferde verhalten sich im Laufe ihres Lebens an irgendeinem Punkt schwierig bzw. zeigen oft einfach nur typische Verhaltensweisen, die aus Pferdesicht noch nicht einmal böse gemeint sind: Buckeln als ein Beispiel ist ja oft genug einfach ein Ausdruck von Lebensfreude. Hier ist es leider allzu schnell passiert, dass der Mensch das Pferd einfach falsch konditioniert. Wenn man unüberlegt ein Training nach dem Buckeln abbricht, hält das Pferd Buckeln sogar für ein erwünschtes Verhalten, was es zu wiederholen gilt. Wo liegt denn da aber wirklich das Problem? Wohl eher an der mangelnden Ausbildung des Pferdehalters und wenn der im Laufe seines Lebens einmal irgendwo Unterricht hatte, im Umkehrschluss möglicherweise sogar an der mangelnden Ausbildung seines Trainers. Beim Hund braucht man ab einer gewissen Größe zumindest einen Sachkundenachweis: Beim Pferd trauen sich im Extremfall auch Menschen die Ausbildung eines Jungpferdes zu, die in ihrem Leben keine 100 Reitstunden hatten – geschweige denn fachkundigen Bodenarbeitsunterricht und das ist ja die wichtigste Grundlage beim Einreiten. Gelegentlich sieht man Trainer, die noch keine 100 Reitstunden in ihrem Leben genossen haben, weil sie ja von Pferden gelernt haben, unterrichten dennoch andere Reiter – zuweilen sogar solche Reiter, die vielleicht schon einige Tausend Reitstunden genossen haben.
Jedes Pferd hat aber ein Recht darauf, gut geritten zu werden: also z.B. in einer gesundheitsfördernden Haltung und mit einem Reiter, der das Pferd aus eigenem Unvermögen nicht stört.
Somit stellt sich die Frage der Qualität eben auch im Freizeitreiterbereich. Da auch der Freizeitreiter vor der Qual der Wahl steht und sein Geld lieber einem guten statt einem mittelmäßigem Trainer geben möchte, stellt sich auch hier die Frage, woran man einen guten Trainer erkennt und die Disziplin „Freizeitreiten“, die eigentlich immer ohne sportlichen Vergleich auskommen wollte, entdeckt plötzlich das für sich, was andernorts schlicht „Turnierreiten“ genannt wird. Im Bereich der Freizeitreiter schießen plötzlich Wettbewerbe wie Pilze aus dem Boden, die ich im Breitensport sehr schön, aber im professionellen Bereich manchmal etwas fragwürdig finde. Zum einen stellt sich mir die Frage, ob es sinnvoll ist, aus dem Thema Pferde ausbilden bzw. -einreiten einen Wettbewerb zu machen, zum anderen wundert es mich, warum bei diesem Contest rigoros Reining-Trainer ausgeschlossen wurden. Denn die stellen ja nicht nur zahlenmäßig einen großen Anteil der Pferdeausbilder im deutschen Westernreitsport, sondern bilden ihre Pferde immerhin zur allerschwersten Westerndisziplin aus, die nicht umsonst „Königsdisziplin“ genannt wird. Ein Pferd zu solch einer sportlichen Höchstleistung zu motivieren, ist eine andere Hausnummer, als einem Pferd schlicht das Buckeln, Beißen oder Treten abzugewöhnen. Das tut ein Reining-Youngster sicher auch schon mal, aber da ruft dann eben niemand laut: „Problempferd“. Hier weiß man, dass es normales Pferdeverhalten ist, was nach ein paar Tagen oder Wochen pferdegerechten Trainings meist von selbst aufhört:
Unser menschlicher pubertierender Nachwuchs schlägt ja auch mal über die Stränge und wer sagt da schon direkt: „Problemkind“?
Zurück zum Contest: Obwohl also eine Mehrzahl der Trainer gar nicht teilnehmen dürfen und das ausgerechnet die sind, die ihre Pferde so butterweich gymnastizieren, dass ihre Pferde regelrechte Sportathleten werden, habe ich im Vorjahr einige Wochen vor dem Contest in einer Social Community gelesen, dass ein Teilnehmer sich damit gerühmt hat, zu den sechs besten Trainern Deutschlands zu gehören, weil er selbst ja teilnahm. Ein Trainer übrigens, der seinerzeit gewisse Probleme mit dem Leichttraben und dem Galoppieren hatte. Darauf angesprochen, betonte er, dass seine Zielgruppe die Freizeitreiter seien und da käme es auf diese Dinge nicht so an!!! Die Selbsteinschätzung Einer-der-besten-Trainer-Deutschlands minderte das nicht und auch nicht die Tatsache, dass es neben denen, die nicht teilnehmen dürfen auch welche gegeben haben mag, die gar nicht teilnehmen wollen: Möglicherweise weil sie das Konzept nicht überzeugt oder vielleicht weil sie als Trainer so überragend gut und damit ausgebucht sind, dass sie sich aus Zeitgründen gar nicht erst bewerben – wer weiß. Ich will aber keineswegs die Kompetenz der Teilnehmer infrage stellen: Die Arbeit einiger Teilnehmer finde ich ganz hervorragend und manche besitzen sogar einen Trainer-A-Schein – aber gewonnen wird hier nicht zwingend nach der Qualifikation.
Es wird immer betont, es gebe unter den Trainern des Contestes keine Konkurrenz, man wolle nur das eigene Konzept vorstellen. Solange es wirklich ausschließlich darum geht, Konzepte darzustellen, ist dieser Contest keine schlechte Idee, auch wenn es dem laienhaften Zuschauer schwer fallen könnte, gute von schlechter Arbeit zu unterscheiden, aber der Name der Veranstaltung ist schlicht und ergreifend „Contest“ und damit handelt es sich um einen Wettbewerb. Es gibt hier unbestreitbar am Ende einen Gewinner und der hat einen immensen Imagegewinn und damit auch finanzielle Vorteile: Wer am Ende diesen Contest gewinnt, gilt in manchen Kreisen in der Tat als bester Trainer Deutschlands. Teilnehmen darf nur, wer seinen Lebensunterhalt mit dem Training von Pferden verdient – also hauptberuflich. Somit spielt der Faktor Geld vielleicht doch eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Wie sieht es bei diesem Turnier der Nicht-Turnierreiter aber bei Regelverstößen aus? Würde es hier ähnlich wie im „echten“ Turniersport Disqualifikationen geben, falls ein Teilnehmer eine Regel missachten würde? Wie verpflichtend sind eigentlich die Regeln und wie gut werden sie kommuniziert? Bleiben sie während des Zeitraums des Wettbewerbs konstant oder kann es passieren, dass sich das Regelwerk mitten im laufenden Wettbewerb ändert? Das war zumindest 2014 einmal im Gespräch, wurde aber aufgrund des öffentlichen Drucks dann rückgängig gemacht. Ich möchte niemanden auf die Füße treten, sondern einfach einmal rein journalistisch darlegen, wie groß die Verantwortung ist, wenn jemand einen solchen Wettbewerb ausrichtet. Denn auf die Außenwirkung hat der Veranstalter weniger Einfluss, als es im ersten Moment erscheinen mag. Die entwickelt nämlich ein regelrechtes Eigenleben.
Im Vorjahr hatten alle Teilnehmer ihr Training durch Videos dokumentiert: Alle bis auf einen und ausgerechnet der hat den Contest gewonnen. Etwas, was auf einem Turnier ein No-Go wäre. Auf einem Turnier kann man die Regeln im Regelbuch nachlesen und weiß, dass sie verbindlich bis zum Ende der Saison sind. Wenn jemanden ein Formfehler unterläuft, ist er am Ende nicht platziert, sondern disqualifiziert und das ist auch gut so.
Dem Freizeitreiter, der keinen Trainer möchte, der auch Turniere reitet (vielleicht aus Angst, dass sein Pferd tote Augen bekommt), bleibt somit nur sein Bauchgefühl. Anfänger stehen da vor einer besonders schwierigen Aufgabe, da sie selbst ja noch keine Kenntnisse und damit auch keine Kriterien haben, um gute von schlechter Arbeit unterscheiden zu können. Wie also die Spreu vom Weizen trennen? Meine (subjektiven) Kriterien sind folgende:
Deswegen schließe ich diesen Artikel mit einem meiner Lieblingszitate von Pat Parelli:
„Ein Reiter muss so gut werden, dass selbst das Pferd denkt, dass er gut ist.“
Falls jemand ein Problem damit hat, dass ich mich zu dieser Thematik kritisch äußere, dem sei folgendes Zitat ans Herz gelegt:
„ Und vergesst die Pferde nicht!“ (Hans-Heinrich Isenbart).