12 Oaks Ranch - Mehr als "nur" Reiten
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BUCHTIPP: Übungsbuch Natural Horsemanship von Jenny Wild & Peer Claßen

Am Liebsten würde ich allen meinen Bodenarbeitsschülern sagen: „Wer bei mir Unterricht nimmt, sollte parallel zum Unterricht dieses Buch lesen.“ Auch wenn dies natürlich jedem selbst überlassen ist: Das „Übungsbuch Natural Horsemanhip“ von Jenny Wild und Peer Claßen ist ein absolutes MUSS für jeden Neu-Einsteiger im System. Ich muss sogar eingestehen, dass ich es als Einstieg sogar besser finde als das Ursprungswerk „Natural Horsemanship“ von Pat Parelli, was eher einen wissenschaftlichen Touch hat. Und wenn ich das als eingefleischter Parelli-Fan sage, dann will das schon was heißen:

Es ist nichts dran zu rütteln: Wild und Claßen ist die Glanzleistung gelungen, eine komplexe Philosophie in so einfache Worte zu fassen, dass sie für jeden verständlich ist -  sogar ohne irgendwelche inhaltlichen Abstriche. Auf der einen Seite werden sämtliche Techniken des Natural Horsemanship erklärt, auf der anderen Seite wird dem Leser aber auch klar, dass jedes Pferd anders ist: So geht das Buch auch auf die unterschiedlichen Pferdepersönlichkeitstypen ein und empfiehlt eine individuelle Herangehensweise, die selbstverständlich auf einem guten Handwerkszeug besteht, das das Buch ebenfalls vermittelt. Besonders gefallen hat mir, dass der richtige Umgang mit dem Werkzeug in anschaulichen Einzelschritten gezeigt wird. Das Natural Horsemanship beginnt in der Regel ohne Pferd, also dem Einüben von Fertigkeiten als Simulation. Darauf geht das Buch in besonderem Maße ein und zeigt z.B. gut nachvollziehbar, wie man das Bodenarbeitsseil weich verlängert oder verkürzt. Es wird nicht nur erklärt, warum man (zumindest in der Zeit, wo es um Respekt und Sicherheit geht) besser einen Stick als eine Gerte benutzt, sondern auch, wie man sich auf diesen Umgang ohne Pferd vorbereiten kann. So kann der Stick nach Bedarf wie ein Tennisschläger oder wie ein Skistock gehalten werden. 

Einzigartig an diesem Buch ist auch, dass es mit Übungsvideos verknüpft ist, die mit dem Handy über einen Button aufgerufen werden können oder auch am PC mithilfe eines Eingabecodes. Zum Thema Stick ist zu sagen: Sollte einmal der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass Peer Claßen seinen Job im Horsemanship aufgibt, so stünde ihm ganz sicher eine Karriere im Showgeschäft offen. Er ist ein solcher Virtuose im Umgang mit dem Stick, dass mir beim Anschauen vor Staunen die Kinnlade herunter fiel: Wow – wie ein Jongleur im Zirkus. Ich war besonders deswegen schwer beeindruckt, weil ich ausgerechnet an dem Tag, als das Buch bei mir eintraf einen Tag in Aachen unterrichtet hatte, wo es ebenfalls um die Einweisung ins Natural Horsemanship ging. Als ich dann abends im Bett liegend begann zu lesen, habe ich im ersten Teil immer wieder gedacht: „Ach ja, richtig, genau das habe ich ja heute auch erzählt oder gezeigt.“ Eine Sache war mir aber misslungen und zwar folgende Übung: Der Stick liegt am Boden; man schwingt ihn am String hoch und fängt ihn blitzschnell auf. Bei mir fiel er bei dieser Technik am Vormittag herunter und meine Kunden haben die Schuld humorvoll dem Stick zugeschoben – alle weiteren Simulationen hatten ja auch geklappt: Glück gehabt. Es gibt halt immer einen, der es besser kann und das ist in dem Fall Peer Claßen.

 

Als ich zum zweiten Teil des Buches überging, habe ich somit immer mal wieder gedacht: „Das ist ja interessant, die Technik kannte ich noch gar nicht.“ Und das will etwas heißen, denn ich bin ja nun kein blutiger Anfänger im Natural Horsemanship und habe immerhin bei Parelli den kompletten Level 3 bestanden und die beiden Reitprüfungen im Level 4. Aber von den beiden kann selbst ich noch etwas lernen. Besonders die Freiheitsdressur mit mehreren Pferden hat mich sehr beeindruckt wie auch die Feinheit der Hilfen und die große Bindung zwischen Mensch und Tier. Somit ist das Buch auch für fortgeschrittene Natural Horsemanship Studenten durchaus lesenswert. Ich selbst habe es innerhalb von 24 Stunden verschlungen und alle zwölf zugehörigen Videos angeschaut. Für den Anfänger wäre es sicherlich zu empfehlen, sich ein wenig mehr Zeit zu lassen, so dass sich die einzelnen Übungen setzten können und der Schüler auch ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass es nicht so sehr um die Übungen an sich geht, sondern vielmehr um die Vertiefung der Beziehung zum Pferd. Denn die Übungen sind nur Mittel zum Zweck: Es geht nicht so sehr darum, ein Pferd dazu zu bringen, eine Leistung überhaupt auszuführen, sondern vielmehr darum, dass das Pferd diese Leistung ausführen will. Mensch und Pferd verbinden sich mithilfe der Übungen zu einer Einheit und werden ein eingeschworenes Team. Eine Übung, die zu dieser Form der Verbindung führt ist das so genannte „Spiegeln“, bei der der Mensch alles nachmacht, was das Pferd gerade tut. Eine Übung übrigens, die auch ich noch nicht gekannt hatte und die ich mit Sicherheit in unseren nächsten Reitferien einbauen werde. Denn das Spiegeln sieht wirklich nach viel Spaß aus. Gleiches gilt für das Verladen, was bei Jenny und Peer wirklich mehr wie ein gemeinsamer Tanz aussieht, wie das folgende Video zeigt:

Mein Wunsch an Jenny und Peer: Genauso ein gutes Buch zum Thema "Reiten nach Natural Horsemanship-Prinzipien"

Kleiner Hinweis für meine eigenen (Bodenarbeits-)Schüler: Was im Buch gezeigt wird, ist nahezu identisch mit dem, was wir auch auf der 12 Oaks Ranch vermitteln: Allerdings bis auf eine kleine Ausnahme und zwar beim direkten und indirektem Gefühl, wo bei Wild und Claßen auch ein wenig die Handschrift des wunderbaren Horseman Thomas Günther durchschimmert. Ihr kennt es eher, dass man nach dem stetigen Druck (hier direktes Gefühl), dass Pferd krault zum Stehenbleiben, wo im Video aber die Hand weggenommen wird. An diesen kleinen Details sollte man sich allerdings nicht allzu sehr stoßen, denn wie Parelli-Instruktor David Zuend uns einmal bei einem Seminar verriet: „Techniken werden oft überbewertet.“ 

Eine weitere und detailliertere Rezension des Buches finden Sie unter folgendem Link: www.artgerecht-pferd.de/buchrezension-uebungsbuch-natural-horsemanship-von-jenny-wild-und-peer-classen/

Nicht den passenden DVD- oder Buchtipp gefunden? Hier können Sie selbst suchen:

Jennys Übungsbuch ist unter dem Stichwort "Natural Horsemanship" ein Bestseller bei Amazon:

Wir haben uns aufgrund des tollen Buches im Rahmen eines 12 Oaks Ausflugs (siehe Blog von März 2015) einen Info-Nachmittag von Jenny & Peer angesehen. Meinen Artikel, der bei artgerecht-pferd.de erschienen ist, findet ihr unter folgendem Button. Die Links zu weiteren Artikeln finden ihr oben im grauen Kasten links.

Erfahrungsbericht: Infonachmittag bei Jenny & Peer 

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